Mit dem Gravel über die Schweiz nach Frankreich zum Surfen und zurück (2020)

Circa 2250 Kilometer wurde es auf dem Fahrrad (CUBE-Gravel) bis nach Bayonne in Frankreich an der Atlantikküste zum Surfen. Auf Biarritz hatte ich keine Luste mehr nach 20 Tagesetappen in Folge, was mit dem Surfen zusammenhängt. Wichtig war zuvor ein Besuch in Brive nach 12 Tagen und 1600 Kilometern, der französischen Partnerstadt von Lauf, Bayern, in Deutschland. (mil)

Schwimmen im Riedsee bei Sonnenaufgang

Zuerst einmal galt es loszumachen, d.h. in dem gesteckten Zeitfenster das Graffel auf das Gravel zu packen. Am 10. Juli ging es also mit circa 20 Kilo auf dem Fahrrad los Richtung Atlantikküste. Außer Kartenmaterial war nur ein Mobilfunktelefon und eine Stoppuhr, und natürlich auch der Kompass wichtig, um das erste Teilziel, den Ursprung der Donau in Donaueschingen zu finden, was bei der Hitze eigentlich eine leichte Aufgabe sein sollte. Letztlich musste ich einige Male nach dem Weg fragen, und in unübersichtlichen und gefährlichen Situationen, durch die Covid-19 Pandemie mitbedingt, meinen Landsleuten vertrauen, da Zwischenfälle nicht angeraten wurden. Was aber nichts half, da an einer Tankstelle noch vor Ulm der Katastrophenalarm losging. Letztlich kaufte ich mir in Donaueschingen eine Pizza Hawaii beim Türken und radelte noch auf ein Bergchen hinauf um auf einer Wiese mein Zelt aufzubauen, was mir auch gelang. Allerdings hatte die lokale Polizei da was dagegen, wegen der Gefahr, die durch Wildschweine ausging. Mein Ausrüstung wurde überprüft und ich durfte mit Stirnlampe den Riedsee aufsuchen, wo am nächste Morgen ein toller Sonnenaufgang zu beobachten war und nach fünf Tagen gedanklicher Wüste auch erstmalig auf dieser Reise ein kleine Schwimmtrainingseinheit absolviert werden konnte, nachdem ich ja schon am ersten Tag der Reise zum Abendessen am Igelsee pünktlich erschienen war.

Bergetappen in der Schweiz

Ohne Satellitennavigation entschloss ich mich über den Rhein zu radeln, die Garmin hatte ich zu Hause gelassen und auf das Händi keine Lust, um in Kaiseraust am Camping-Platz zu campieren. Dort am war keine Maskenplicht angeordnet. So lud ich ordentlich Wasser für zwei harte Tage in den Bergen südlich des Rheins quasi gegenüber von Lörrach. Ich führ mit meinem Drahtesel fünf steile Kilometer hoch, um dann festzustellen, das die Richtung nicht stimmte. Allerdings fand ich heraus, dass dort Bergzeitfahren ausgetragen werden. Oben angekommen erklärten mir zwei Schweizer, die mit Gartenarbeiten beschäftigt waren („Löcher graben und Pyramiden bauen“ ?) den Weg. Leider verfuhr ich mich dann später nochmalig, sodass ich mich zwei jungen Schweizerinnen anschloss, die mit ihren Mountainbikes einen Berg single-trail hochradeln wollten. Ich aber musste von den zwei Mädels eingenordet wieder Richtung Norden über eine schöne, schmale und asphaltiere Straße, nicht so steil wie die in dem Schwarzwald, wo ich auch bergab schieben musste, um die Bremsbeläge zu schonen. Letztlich kam ich nun weiter und kaufte mir in der Schweiz noch bei einem BMC-Händler neue Bremsbeläge, der meine Bremen überprüfte, vorne nachjustierte und so konnte ich erstmal von einigen Sorgen befreit weiterradeln. Ich bedankte mich für den kostenlosen Service und spendete in die Kaffeekasse meinen „Notgroschen“ (5-EUR-Schein). Leider ging es wieder bergauf noch in dem Ort und nach einigen harten Stunden war ich froh, dass ich über die Grenze nach Frankreich einreisen durfte.

Besuch in Brive

Hier in Frankreich wurde es besser, weil das Dreiländereck nun endlich weit hinter mir lag. So wurde wie geplant die Loire angesteuert und auch erreicht, allerdings entschied ich Paris und Nantes zu canceln und auf Bordeaux zuzuhalten. Hier auf diesem Weg taten sich nun einige Überraschungen auf. Zum einen hatte ich die Vulkanberge bei Cermont überhaupt nicht auf dem Schirm, radelte etliche unnötige Höhenmeter, verfranzte mich im Gebirge und war froh irgendwann wieder den richtigen Weg gefunden zuhaben, hatte mir aber einen leichten Sonnenbrand am Rücken eingefangen. Zum anderen taucht urplötzlich Brive auf dem Radarschirm auf. Die Partnersstadt von Lauf an der Pegnitz? Ja, und deswegen zog ich voll durch um die französisch-deutsche Freundschaft, die die beiden Partnerstädte verbindet, zu bekräftigen. Zu der Hitze und gesellte sich nun auch Pressearbeit. Leider wurde ich beim Übernachten auf einer Bauernwiese doch von einem Keiler heimgesucht, den ich verscheuchen konnte und wähnte mich nun auf der sicheren Seite, da Flachetappen anstanden und ich mich an die Hitze akklimatisiert hatte. Zu meinem Bedauern waren Radwege kaum vorhanden. Einmal endete der Radweg auf der Nationalroad, und diese „Bundesstraße dann auf der Autobahn. So schob ich über privates Geländer umher und befand mich mitten in den Reben. Hier zeigten sich erneut die Vorteile eines Gravels, da auch auf single-trails und Schotterwegchen in den Weinplantagen sicher navigiert werden konnte. Irgendwann musste ich mehrfach nach dem Weg fragen, auch hier waren die Informationen schlecht, so dass einfach weiterradelt, bis ich nach einer weiteren Nacht draußen schließlich in Bordeaux ankam am frühen Abend. Für ein Bier und eine Zigarette war die Zeit zu knapp, Daher trank ich Wasser und zog eine durch auf eine Bank im Stadtkern. Die Sonne stand tief und als ich endlich den richtigen Radweg gefunden hatte und bereits die Vororte erreicht hatte, da hatte ich tatsächlich den zweiten Platten im Hinterrad (den ersten hatte ich in Roth, und musste einen Ersatzschauch an einer Waschstraße an einer Tankstelle gelegen herauskramen um weiter zu kommen; sehr nervig. Da man mit keinen Radhändler zeigen wollte und ich den Schlauch eben selbst wechselte). Nun aber war es schon dämmrig und ich tat so als ob ich telefonierte, was ja stimmte. Schließlich wurde ich in einem Garten geduldet und wechselte den Schlauch und wartete das Gravel bei einbrechender Dunkelheit.

Surfen im Atlantischen Ozean

Endlich schien der Atlantik nahe. Leider stellte sich Arcachon als Nobelbadeort vor. Ich fühlte mich nicht wirklich wohl und radelte daher zur höhsten Sanddüne Europas (111m). Dort entsanden tolle Aufnahmen, vom Strand, vom Meer und von Gleitschirmfliegern. Ich selbst „surfte“ barfuß die Düne hinunter und bezahlt dann zweimal 8,- EUR für ein großes Bier. Wo geht’s hier zum Surfen? Leider musste ich zwei weitere Tage warten, um den besten Beach zu finden in meinem Augen. Ich gab nicht auf und nach etlichen, mißglückten Versuchen ritt ich meine erste Welle ab bis zum Strand. Das war so fantastique da ich es selbst kaum glauben konnte, wie die Badeurlaube fassungslos vor Freude.

Sorry I took your wave, she said…

Hirnverbrannt heim?

Etwas überhappy vergas ich das Radeln und alles andere und campierte in der Wildnis, beobachtete Fledermäuse und nachtaktive Vögel, indem ich mich auf den Boden lag um mich ruhig verhielt. Bei Dämmerung kam ich mir vor wie in der afrikanischen Savanne gefühlt oder in Australien. Zum Glück blieb ich von Wildschweinbesuch verschont, allerdings ergaben sich keine guten Gelegenheiten mehr zum Surfen. Daher wurde Biarritz angepeilt, wo es am besten sein soll. In Bayonne angekommen hatte ich keine Lust mehr auf eine weitere Tagesetappe und lies es gut sein nach 2249 Kilometern in 20 Tagen auf zwei Rädern. Mit dem Zug reiste ich nach Paris, und gönnte mir ein Bier für 9,80 EUR. Diesen Beleg bewahre ich als Andenken an diese Reise auf.

Fazit der Reise

Wieder mal eine geglückte „verrückte“ Radreise unsers „Commanders Michel“. Total bekloppt zog er die Sache voll durch und kam schließlich, wieder, mal in München raus. Diesmal allerdings nur im Internet, dafür am Airport. Immerhin glückte die seine Heimreise via Zug von dort (via zig Tickets bevor ich nach der dt-.franz. Grenze mit einem günstigen Tageticket „erlöst“ wurde; Anmerk. des Verfassers) und ohne Verspätungen nach Hause kam ins „Plem-Plem“-Land und in das Land der „Mental-Vaders“. Macht ja nichts, bin ja auch bissi bekloppt und als Psychologe auch so einer. ; ) Hat irre Spaß gemacht, gerne wieder. : )

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